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Es war zu schrecklich (...), in die furchtbarsten Verhältnisse des Lagers Gurs in Südfrankreich zu landen. Kälte, Hunger, erbärmliche Holzbaracken, Schmutz, kein Wasser.

Alice Salmon an eine Jugendfreundin in St. Ingbert

Menschen: Kinder und Jugendliche

Das Alter der Internierten im Lager Gurs und im für Familien eröffneten Lager Rivesaltes war ein Faktor, der über Leben und Tod entschied. Je jünger ein*e Deportierte*r war, desto größer war die Chance, gerettet zu werden und zu überleben.

Zur Versorgung der Internierten in Gurs hatte sich im November 1940 aus 26 Hilfsorganisationen ein Gremium mit Sitz in der Stadt Nîmes gegründet, das sogenannte Comité de Nîmes. Dort kümmerten sich die jüdische Hilfsorganisation “Œuvre de Secours aux Enfants (OSE)”, die protestantische Hilfsorganisation CIMADE, die ebenfalls protestantische Bewegung der amerikanischen Quäker, das Schweizer Kinderhilfswerk “Secours Suisse aux Enfants” sowie die jüdischen Pfadfinder, “Eclaireurs Israélites de France”, und die Brüdergemeinde der Unitarier um die insgesamt 6.000 Kinder und Jugendlichen. 

Sie brachten vor allem die Kinder im Laufe des Jahres 1941 aus den Lagern in die von ihnen in der unbesetzten Zone Frankreichs eröffneten Kinderheime in Aspet, Allier oder Foix. Als auch in den Heimen vermehrt Razzien durchgeführt wurden, erhielten einige der Kinder falsche Papiere und wurden bei Bauernfamilien versteckt. Seit Mitte 1941 wurden die Kinder in die USA zu Gastfamilien gebracht oder konnten nach Palästina emigrieren. Auch nach der Befreiung lebten noch einige der Kinder in Heimen und bei Familien in Frankreich und emigrierten dann erst in die USA oder in den neu gegründeten Staat Israel.

So wurden auch die am 22. Oktober 1940 deportierten saarländischen Kinder und Jugendlichen gerettet, die durch die „Wagner-Bürckel-Aktion“ nach Gurs gelangten. Sie kamen in Kinderheime, wurden versteckt, erhielten falsche Pässe oder wurden ins Ausland gebracht – bis auf Herbert Schwarz aus Merchweiler, der Anfang 1942 mit zehn Jahren im Lager Rivesaltes verstarb.

Die Kleinkinder blieben bei ihren Müttern, die in andere Lager verlegt wurden und auf diese Weise von den späteren Deportationen nach Auschwitz verschont blieben. Die Jugendlichen hingegen, die zum Zeitpunkt der Deportationen zwischen 15 und 18 Jahre alt waren, teilten das Schicksal der Erwachsenen. Sie wurden mit ihren Eltern und Verwandten nach Auschwitz deportiert. Jedoch erwies sich auch hier das Alter als entscheidender Faktor für das Überleben. Erwin Weiler, der im Alter von 17 Jahren nach Auschwitz kam, wurde in andere Arbeitslager verlegt. Er überlebte – offenkundig schwer traumatisiert – und starb 1949 mit 24 Jahren bei einem Unfall im Freibad von Frankenthal. Irene Schwarz aus Differten nutzte die Beurlaubung aus Rivesaltes im Sommer 1941, um sich zu verstecken. Dabei half ihr eine Lehrerin im Dorf Reignat. Dort versorgte man sie mit Ausweispapieren. Jedoch wurde sie dort von der Gestapo aufgespürt, in Haft genommen und misshandelt, bevor sie befreit wurde.

Auch die Kinder jener nach 1940 in Gurs internierten Saarländer*innen, die nach 1935 nach Frankreich oder in die Benelux-Länder emigriert waren, um der Verfolgung aus rassischen oder politischen Gründen zu entgehen, kamen in Kinderheime und wurden gerettet.

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