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Ich verlasse mich auf den Anstand der gebildeten Jugend von heute, mitzuhelfen, eine bessere Welt zu schaffen. Wolle der gute Gott, es möge gelingen.

Alice Salmon an eine Jugendfreundin in St. Ingbert

Erinnern in Gurs

Der Lagerfriedhof als Erinnerungsort – Arbeitsgemeinschaft badischer Städte und des Bezirksverbands Pfalz

Die Baracken des Lagers Gurs wurden 1946 abgerissen. Der Lagerfriedhof in Gurs, auf dem die dort verstorbenen Deportierten aus Baden, der Pfalz und dem Saarland begraben waren, bezeugte noch die Geschichte des Lagers. Dort errichtete bereits 1945 der Verband der jüdischen Gemeinden der Region Basses-Pyrénées ein Denkmal für die im Lager verstorbenen Internierten. Die Internierten, die von Gurs in andere Lager verlegt worden waren und dort verstorben sind, wurden in Noé, Rivesaltes oder Portet-Saint-Simon beigesetzt. 

Arbeitsgemeinschaft badischer Städte zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs

Der Lagerfriedhof in Gurs verwahrloste über die Jahre. Nachdem ein Journalist aus Baden den Friedhof besucht hatte und über dessen vernachlässigten Zustand am 10. August 1957 einen Beitrag in der Badischen Zeitung veröffentlichte, ergriff der damalige Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Günther Klotz, die Initiative. Gemeinsam mit dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden nahmen sich damals fünf badische Städte der Instandsetzung und Pflege der Deportiertenfriedhöfe an. Sie schlossen sich unter Federführung der Stadt Karlsruhe zur “Arbeitsgemeinschaft badischer Städte zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs” zusammen. Die badischen Städte, Gemeinden und Kreise, aus denen jüdische Bürger*innen nach Gurs deportiert und dort ­be­gra­ben wurden, brachten durch eine Spendenaktion die Gesamt­kos­ten für die Neuge­stal­tung auf. Der Friedhof, den die Gemeinde Gurs dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden für 99 Jahre verpachtet hatte, wurde am 26. März 1963 ­fei­er­lich eingeweiht. 

Aktuell gehören 16 badische Städte und – seit 2006 – der Bezirksverband Pfalz der Arbeitsgemeinschaft an. 

Alljähr­lich lädt die Arbeits­ge­mein­schaft gemeinsam mit dem O­ber­rat der Israe­li­ti­schen Religi­ons­ge­mein­schaft Baden zu einer ­Ge­denk­ver­an­stal­tung nach Gurs ein. 
Weitere Informationen zur Arbeit der badischen Städte finden Sie auf der Webseite Deportiertenfriedhof und Lager Gurs.

Ländervereinbarung „Gedenken an die nach Frankreich deportierten Juden“

Am 9. September 2019 haben die Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland im Rathaus der Stadt Karlsruhe eine “Vereinbarung zum Erhalt der Gräber der 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportierten Jüdinnen und Juden” unterzeichnet. Die drei Bundesländer werden zukünftig eng beim Erhalt und bei der Pflege der etwa 2.000 Gräber von nach Südfrankreich deportierten jüdischen Bürger*innen sowie bei der Gedenkstättenarbeit zusammenzuarbeiten. Für das Saarland unterzeichnete der Minister für Bildung und Kultur, Ulrich Commerçon, die Vereinbarung.  

Ein Kuratorium begleitet die Umsetzung der Ländervereinbarung. In dem Kuratorium vertritt das Hauptamt der Stadt Karlsruhe die “Arbeitsgemeinschaft badischer Städte und des Bezirksverbands Pfalz zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs”.

Weitere Informationen zur Ländervereinbarung:
Vereinbarung über Erhaltung und Pflege jüdischer Grabstätten in Südfrankreichhttps://stm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/vereinbarung-zur-pflege-juedischer-graeber-unterzeichnet/


Chronik des Erinnerns in und an Gurs (eine Auswahl)

1945
Errichtung des Denkmals zur Erinnerung an die Opfer des Lagers Gurs auf dem Friedhof in Gurs durch den Verband der jüdischen Gemeinden der Region Basses-Pyrénées

1957
Bestandsaufnahme des Zustands des Lagerfriedhofs in Gurs und weiterer 20 Friedhöfe in der Region durch die Arbeitsgemeinschaft badischer Städte in Zusammenarbeit mit dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden 

1963
Einweihung des instandgesetzten Deportiertenfriedhofs in Gurs mit 1.073 Gräbern 

1965/1966
Jugendliche aus Baden pflegen erstmals den Lagerfriedhof Gurs

1972
Errichtung einer Gedenkhalle auf dem ehemaligen Lagergelände

1980
Gründung des Fördervereins „Amicale du camp de Gurs“ (Sitz in der französischen Stadt Pau)

1994
Errichtung eines Denkmals von Dani Karavan für die in Gurs internierten Menschen auf dem ehemaligen Lagergelände im Auftrag des Fördervereins “Amicale du camp de Gurs” (Sitz in der französischen
Stadt Pau)

1996
Workcamp mit Jugendlichen aus Baden und Freilegung von Fundamenten der Baracken

2000
Workcamp mit deutschen und israelischen Jugendlichen in Gurs

Aus Anlass des 60. Jahrestages der Deportationen vom 22. Oktober 1940 renovierte die französische Dienststelle des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Deportiertenfriedhof in Gurs von Grund auf.

2005
Einweihung des Mahnmals zur Erinnerung an die deportierten badischen Jüdinnen und Juden auf dem Gelände der Evangelischen Jugendtagungsstätte in Neckarzimmern. www.mahnmal-neckarzimmern.de 

2007
Errichtung eines Infopavillons und interaktiver Gedenkstelen auf dem ehemaligen Lagergelände in Gurs durch den Bezirksverband Pfalz und das Land Rheinland-Pfalz

2011
Errichtung von 27 Informationsstelen entlang der „Allée des internés“ auf der ehemaligen Lagerstraße des Lagers Gurs 

2019
Vereinbarung der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland zum Erhalt der Gräber der 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportierten Jüdinnen und Juden 

2020/2021
Neubau eines Info- und Ausstellungspavillons auf dem ehemaligen Lagergelände. 

Dort soll die von der Berliner Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ konzipierte Ausstellung „Gurs 1940. Deportation und Ermordung südwestdeutscher Jüdinnen und Juden: Eine Ausstellung im Plural“, die im Auftrag der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland erstellt und im April 2021 auf Bundesebene und in den drei Bundesländern eröffnet werden wird, dauerhaft ihren Platz finden.

Neu: https://gurs.education